Seit mehr als 18 Jahren führen die USA und die Taliban Krieg. Nun unterschrieben Vertreter beider Seiten ein Abkommen, welches für Frieden in Afghanistan sorgen soll. Dieses besondere Ereignis kann man auf dem Bild sehen, welches mich zu diesem Eintrag inspirierte.
Auslöser des Konflikts
2001 marschierten US-Amerikanische Militärtruppen in Afghanistan ein und stürzten das Regime der Taliban, nachdem sie Osama Bin Laden Unterschlupf gewährt hatten. Der al-Qaida Chef wurde von den USA für die Anschläge vom 11. September 2001, Flugzeugentführungen mit anschliessenden Selbstmordattentaten auf wichtige zivile und militärische Gebäude in den Vereinigten Staaten, verantwortlich gemacht. Seitdem verfolgt die Regierung der USA das Ziel, die seit 1996 herrschende Taliban-Regierung zu stürzen und die Terrororganisation al-Qaida zu bekämpfen.
Der längste Krieg Amerikas
Nach der weitgehenden Eroberung von Afghanistan durch die Vereinigte Front 2001 gewannen jedoch die Taliban über die Jahre immer mehr Land zurück. Heute kontrollieren die Islamisten 40 bis 50 Prozent Afghanistans. Hunderttausende Soldaten und Zivilisten haben bei Anschlägen ihr Leben verloren.
Nun soll ein Abkommen zwischen den USA und den Taliban für Frieden im Land sorgen. Es handelt sich jedoch nicht um einen Friedensvertrag, da die afghanische Regierung als Konfliktpartei nicht mitverhandeln durfte und die Taliban keine Repräsentanten des Staates sind.
Nach nun mehr als 18 Jahren möchte Trump den Krieg in Afghanistan beenden und somit eines seiner grössten Wahlversprechen einhalten. Es ist der längste Krieg, den die USA je geführt hat und ohne das Abkommen wäre noch lange kein Ende in Sicht. Für die Präsidentschaftswahlen 2020 kann Trump nun die Unterzeichnung des Abkommens als grossen ausserpolitischen Erfolg vorweisen.
Das Abkommen
Am 29.2.2020 trafen sich Vertreter der USA und der Taliban zur Unterzeichnung des Abkommens, welches Frieden in Afghanistan bringen soll. Stattgefunden hat dieses Ereignis nach eineinhalb Jahren Verhandlungen in Doha, der Hauptstadt von Katar, vor rund 300 geladenen Gästen.
Die USA beginnt nun mit der Reduzierung ihrer Truppen aus Afghanistan. Innert 135 Tagen wird die Zahl der Soldaten von 13’000 auf 8’600 reduziert und sollte das Abkommen halten, werden in 14 Monaten alle Truppen der USA und ihren NATO-Verbündeten aus Afghanistan abgezogen. Im Gegenzug sollen die Taliban versprechen, dass sie das Terrornetzwerk al-Qaida und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen und Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul führen.
Hoffnung auf Frieden
Nach Unterzeichnung des Abkommens hofft das afghanische Volk nun auf einen anhaltenden Frieden. Einen Vorgeschmack darauf bekam die Bevölkerung sieben Tage vor Unterzeichnung des Abkommens, als die Taliban als Vorbereitung darauf einen teilweisen Waffenstillstand einhielten.
Doch worüber sich die Meisten freuen, löst vor allem bei den afghanischen Frauen Angst aus. Viele fürchten, dass die Taliban ihre Macht nun ausnutzen, um erneut ein islamisches Regime zu errichten. Während der Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 hatten Frauen praktisch keine Rechte und lebten zu menschenunwürdigen Bedingungen.
Die grösste Herausforderung für bleibenden Frieden sind wohl die innerafghanischen Gespräche mit den Taliban. Das grösste Hindernis dabei ist die politische Lage in Kabul. Der bereits im September 2019 gewählte Präsident Ashraf Ghani wurde von seinem Rivalen Abdullah Abdullah der Wahlfälschung beschuldigt. Abdullah kündigte nun an, seine eigene Regierung zu bilden. Solange es jedoch keine allgemein anerkannte Regierung gibt, können die Gespräche mit den Taliban für Frieden in Afghanistan nicht stattfinden.
Obwohl mit dem Abkommen schon ein Schritt in die richtige Richtung gegangen wurde, hat das Land und seine Bevölkerung noch einen weiten Weg vor sich, bis sich der Traum vom anhaltenden Frieden bewahrheiten wird.
Textquellen:
Wikipedia: Krieg in Afghanistan
Wikipedia: Terroranschläge 9/11
Bildquellen:
Sehr interessanter Beitrag und gut erklärt!
Nur wenige Tage nach der Unterzeichnung des Abkommens gab es ja bereits wieder Angriffe der Taliban auf Posten der afghanischen Armee und Polizei. Weisst du ob nun dieses Abkommen dennoch bestehen bleibt oder bereits wieder verworfen wurde?
Danke für deinen Kommentar!
Es stimmt, dass es bereits wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen ist, auf beiden Seiten. Die Taliban wollen die Macht in den von ihnen besetzten Gebieten weiterhin behalten und gehen deshalb gegen afghanische Sicherheitskräfte vor. Das Abkommen steht bis jetzt noch, jedoch warnen beide Parteien vor einem Verstoss und die Lage ist weiterhin angespannt.
Mittlerweile haben sich aber die afghanische Regierung und die Taliban für Verhandlungen zur Freilassung von bis zu 5000 gefangenen getroffen, das erste Mal seit 2001, was ja ein Hauptbestandteil des Abkommens zwischen den USA und den Taliban ist.
Spannend und Informativ. Mich nimmt wunder ob die Lage nicht wieder eskaliert. Amerika hat zurzeit andere sorgen als der Krieg in Afghanistan, nun nimmt es mich wunder was wohl passieren wird sobald die Corona-Krise überwunden ist.
Danke für deinen Kommentar!
Momentan ist jedes Land mit sich selbst beschäftigt und alles andere gerät ein wenig in den Hintergrund. Ich bin auch gespannt darauf, wie sich die Lage weiterentwickelt.
Hier ein Zitat aus der NZZ, Stand 7.4.2020
“Während die Taliban sich einerseits darum bemühen, das Coronavirus in Schach zu halten und bei der Bevölkerung zu punkten, nutzen sie das Zeitfenster, bevor die Fallzahlen spürbar in die Höhe schnellen, um im Krieg mit den Regierungstruppen Gelände zu gewinnen. In den vergangenen Wochen unternahmen Taliban-Kämpfer in verschiedenen Provinzen des Landes Hunderte von Angriffen auf staatliche Sicherheitskräfte.”
Hier der Link zum Artikel:
https://www.nzz.ch/international/afghanistan-die-taliban-betreiben-corona-praevention-ld.1550115
Spannender Blogeintrag! Der Krieg dauert schon viel zu lange. Es ist zu hoffen, dass es zu einem Friedensvertrag zwischen den Konfliktparteien kommt. Doch mit den von dir erklärten Schwierigkeiten in der afghanischen Regierung ist es nicht abschätzbar wann es zu Verhandlungen kommen wird.