Mitholz: Wegen Explosionsgefahr soll Bevölkerung für 10 Jahre wegziehen

Abb.1 Zerstörung des Dorfkerns 1947 von Draemmli (Roland Rytz)

 

 

 

 

 

 

 

Dezember 1947 – Das ganze Dorf schlief, bis es kurz vor Mitternacht eine riesige Explosion gab. Die Bewohner von Mitholz flüchteten durch den Schnee aus ihren Häusern. Überall hatte es mehrere Meter hohe Flammen, Rauch und Schnee. Viele Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Neun Menschen mussten sterben, es war eine Katastrophe. Dies war bisher die grösste Explosion der Schweiz.

Im zweiten Weltkrieg baute die Schweizer Armee ein Munitionslager bei Mitholz im Berner Oberland. Noch heute liegen die noch intakten Fliegerbomben, Patronen und Granaten im Felsen und Geröll. Erst dachte man, dies sei kein Problem. Doch seit kurzem weiss man, dass sich im alten Stollen insgesamt noch 3500 Tonnen Munition befinden. Darauf wurde nun eine Räumung des alten Stollens gefordert. Durch Selbstentzündung, durch einen Felssturz oder durch kleinere Erdbeben könnte sich die Munition schon entzünden.

Die 170 Bewohner von Mitholz sollten nun ihr Dorf für immer verlassen. Bevor man aber mit dem Räumen beginnen kann, muss zuerst der Fels abgetragen werden. Schon alleine das Abtragen wird voraussichtlich 7-8 Jahre dauern. Und daher wird erst 2031 mit dem Abtragen der Bomben und Geschossen begonnen. Das heisst frühestens 2031 müssen sie das Dorf verlassen und zwar für etwa zehn Jahre.

In der Zeit des Fehlbetrages können die Bewohner im Dorf bleiben. Falls die Situation aber gefährlich wird, muss das Dorf so schnell wie möglich evakuiert werden. Die Strassen und Zugschienen werden dann auch gesperrt werden. Viele Einwohner haben nun Angst, dass sie nicht wissen. wo sie hinsollen und ob sie wieder zurückkönnen.

Nach dem Räumen des Stollens sollen die Bomben und Geschütze direkt vor Ort vernichtet werden. Dazu soll eine Entsorgungsanlage gebaut werden. Aber schon nur der Bau dieser Anlage wird mehrere Jahre dauern.

Falls es Probleme bei diesem Plan gäbe, hätte man einen Plan B für diese schwierige Situation. Dieser wäre, dass man alles mit 50 Meter Gestein überschüttet und somit alles im Inneren eingedämmt würde. So würde die Gefahr zumindest reduziert werden. Doch auch dieser Plan würde zirka zehn Jahre dauern, und man ist sich einig, dass dies nur ein Notfallplan wäre.

Abb.2 Spuren der Explosion am Fels. By Draemmli (Roland Rytz) – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60790694

 

 

 

 

 

 

 

Was denken die Einwohner?
Die Bewohner von Mitholz sind eingeschüchtert und haben Angst von der kommenden Situation und können nicht mehr ruhig schlafen. Sie dachten, sie müssen nur für eine kurze Zeit wegziehen und haben nicht mit solch strengen Konsequenzen gerechnet. Es leben viele alte Leute im Dorf, die wahrscheinlich gar nicht mehr zurückkommen werden. Die Jungen werden sich ein neues Zuhause suchen und somit wäre Mitholz nach der Räumung nicht mehr belebt. Wie sieht es nun mit meinen Plänen für die Zukunft aus? Sie wissen nicht wohin sie sollen, und einige wollen das Dorf keinesfalls verlassen und sagen: «Wenn’s knallt, bin ich halt weg.»

 

Quellenverzeichnis
Informationsquelle 1
Informationsquelle 2
Abbildung 1
Abbildung 2

 

8 Antworten auf „Mitholz: Wegen Explosionsgefahr soll Bevölkerung für 10 Jahre wegziehen“

  1. Spannender Artikel. Doch was geschieht mit den Häuser in der ungenutzten Zeit? Wird den Betroffenen aus Mitholz eine neue Wohnmöglichkeit ermöglicht?

  2. Die Häuser werden vermutlich leer stehen sowie auch die Ladenlokale oder Restaurants, Miete wird somit auch nicht bezahlt. So wie es aussieht muss sich jeder selbst um seine zukünftige Unterkunft kümmern. Das ist auch das wovor die Bewohner Angst haben, weil sie nicht wissen wohin sie sollen.

  3. Spannender Text. Es ist ziemlich verrückt, dass man diesen Munitionslager so „vergessen“ konnte und dass man sich nur jetzt über die Gefahr in Mitholz zu leben bewusst ist. Es ist unglaublich, dass man noch heutzutage Spuren vom Krieg findet, obwohl unser Land gar nicht direkt an diesem teilnahm. Für die Einwohner muss es ein Schock sein.

    1. Danke für deinen Kommentar. Ja das hat mich auch verwundert und ich selber wusste vorher auch nichts davon. Hoffen wir, dass die Räumung erfolgreich gelingt.

  4. Wieso wurde genau der Standort “Mitholz” als Munitionslager genutz, gibt es einen speziellen Grund?
    Ich frage mich echt, wie sowas “vergessen” gehen kann!
    Die Einwohner von Mitholz tun mir sehr leid, vorallem, dass sie jetzt auf sich alleine gestellt sind und sich so schnell eine neue Unterkunft suchen müssen!

  5. Im Jahr 1940 gab die Direktion der Eidgenössischen Bauten den Auftrag ein Munitionslager im Kandertal zu bauen. Danach wurden geologische Gutachten durchgeführt und man entschied sich für den Standort in Mitholz. Wieso aber im Kandertal kann ich dir leider nicht beantworten.

  6. Sehr traurig für alle Bewohner dieses Dorfes. Wahrscheinlich leben mehrere schon ihr Leben lang dort und können sich im besten Willen keinen anderen Ort als Zuhause vorstellen. Ich war sehr erstaunt, dass alle Pläne gegen die Explosionsgefahr sich über eine solch lange Zeit spannen. Wird das gebiet nach der «gezielten Vernichtung» wieder bewohnbar sein?

    Wie kommt es, dass bei der Explosion 1947 sich nur ein Bruchteil entzünden konnte? Dies natürlich zum Glück der Familien, da der Schaden ja sonst enorm gewesen wäre, aber weisst du, ob die Munitionen unterteilten und abgetrennt gelagert wurden?

  7. Ja das dachte ich mir auch und finde es daher auch sehr traurig. Das Dorf sollte aber wird wieder bewohnbar sein, sollte alles nach Plan laufen. Die Munition wurde in sechs Munitionskammern gelagert welche jeweils 150m lang und 8.5m breit waren. Vermutlich ist das der Grund wieso nur ein Teil der die Munition entzündet wurde und nicht die gesamte.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert