Weinstein Prozess – Ende der Sprachlosigkeit

 

Harvey Weinstein (68) ist ein amerikanischer Filmproduzent. Er war unter anderem ausführender Produzent von Der Herr der Ringe, Scary Movie, Hüter der Erinnerung und vielen weiteren Filmen. Im Oktober 2017 wurde er beschuldigt, an zahlreichen Frauen sexuelle Belästigung ausgeübt zu haben. Darunter finden sich Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie und Uma Thurman oder auch das Model Cara Delevingne. Im März 2020 wurde Weinstein schlussendlich wegen Vergewaltigung an zwei Frauen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Heißt für den 68 jährigen wahrscheinlich lebenslänglich.

Etwas genauer

Mehr als 80 Frauen haben Weinstein sexuelle Übergriffe in den letzten 30 Jahren vorgeworfen. Viele Fälle sind jedoch nicht zur Anzeige gebracht worden oder sind nun verjährt. Im Ende beruhte die Anklage auf Vorwürfen von nur zwei Frauen. 2006 solle Weinstein eine ehemalige Produktionsassistentin der Weinstein Company zum Oralsex gezwungen und 2013 eine ehemalige Schauspielerin vergewaltigt haben. Beide Frauen erwähnten, dass sie nach diesen Straftaten auch einvernehmlichen Sex mit Weinstein hatten und immer noch in Kontakt zu ihm standen. Sich nicht direkt vom Täter abzuwenden ist jedoch nicht unüblich. Weinstein gab im Gericht Fehler zu, stellt sich jedoch nicht den Vergewaltigungs-Vorwürfen.

Die Anwälte Weinsteins unterstellten den Frauen, dass sie Weinstein wegen Geldes oder Einflusses in Hollywood ausnutzten. Die Staatsanwaltschaft glaubte denen nicht und versuchte ein Muster Weinsteins zu finden. Weinstein soll seine Grösse in der Filmindustrie genutzt haben, indem er Frauen für Sex Karrierehilfe versprach. Galt «Nein» als Antwort, so vergewaltigte er sie.

Wichtigkeit des Prozesses:

Im Herbst 2017 wurden durch die «New York Times» und das Magazin «New Yorker» die Vorwürfe gegen Weinstein weltweit bekannt. Die Abbildung, welche sie hier finden, zeigt den Abgang Weinsteins nach dem letzten Gerichtsprozesses im März 2020 und steht für das Ende des Weinstein-Prozess. Der Prozess, wie auch die #metoo-Bewegung gelten als Ende der jahrhundertealten weiblichen Sprachlosigkeit im Kampf gegen sexuelle Belästigung. Der Prozess machte auf die Häufigkeit von sexuellen Belästigungen aufmerksam. Die Anklage gegen einen grossen Mann, wie Weinstein, ist für viele Opfer ermutigend.

#metoo

Ein Hashtag, welcher im Jahr 2017 rasant bekannt wurde. Ursprünglich stammt der Hashtag von der Aktivistin Tarana Burke im Jahr 2006. Ihr Ziel war es, die Bestärkung durch Empathie unter afroamerikanischen Frauen zu stärken. 2017 griff Alyssa Milano den Hashtag im Rahmen des Weinstein-Skandals auf, ohne deren frühere Verwendung im Jahr 2006 zu kennen. Milano twitterte: «Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, schreibe «Me too» als Antwort auf diesen Tweet». Auf Facebook wurde der Hashtag in den ersten 24 Stunden von 4,7 Millionen Benutzer gepostet. Der Hashtag beinhaltet alle sexuellen Belästigungen, ob Grabscherei, sexistische Bemerkungen oder gar schlussendlich die Vergewaltigung. Die Benutzung des Hashtags wurde dadurch stark kritisiert. «Ich finde, dass die Kampagne eine Beleidigung für die wahren Vergewaltigungsopfer ist», so Sophia Thomalla in der Talkshow Maischberger. Trotz der verschieden schwerwiegenden Taten macht die #metoo-Bewegung vorallem auf eines Aufmerksam: Machtmissbrauch. Darunter sind alle sexuellen Belästigungen inbegriffen.

Statistiken zu sexuellen Belästigungen:

Natürlich gibt es auch in der Schweiz Opfer von sexuellen Belästigungen. Bei den kommenden Zahlen stütze ich mich auf eine Umfrage von 4500 Frauen, durchgeführt von Amnesty im Jahr 20192. Amnesty gibt an, dass jede fünfte Frau ab 16 Jahren ungewollte sexuelle Handlungen erlebt habe. Dabei wurden 7% zum Sex durch zufügen von Schmerzen gezwungen. Jede achte Frau hatte bereits uneingewilligten Sex, sprich sie wurde Vergewaltigt. Das entspricht etwa 430’000 Frauen ab 16 Jahren. Mehr als die Hälfte der Frauen, genau 59%, gaben an, unerwünschte Berührungen, wie Küsse oder Umarmungen über sich ergehen gelassen zu haben. 40% machen sich Sorge, im Alltag sexuell belästigt zu werden.

Auch weltweit sind die Zahlen enorm gross. Man geht davon aus, dass jedes Jahr mehr als eine Million Vergewaltigungen ausgeübt werden, so laut Angaben der UNODC 3. Seit Jahresbeginn bereits ca. 230’000 Vergewaltigungen an Frauen, wie aber auch an Männern.

Hilfe suchen:

Hilfe suchen klingt so einfach. Über eine Vergewaltigung oder dergleichen sprechen zu können, ist für das Opfer jedoch meist eine lange Prozedur. Der Weg zur Polizei ist für die Meisten nicht die erste Wahl, denn sie haben Angst nicht ernst genommen zu werden. Dafür gibt es immer mehr Communities oder Auffangstationen für diejenigen, die Hilfe suchen wollen.

Hier ein paar Hilfestellen:

https://metoomvmt.org/

https://www.opferhilfe-schweiz.ch/de/

https://www.frauenberatung.ch/links—adressen/beratung-fuer-maedchen-und-frauen.html

Quellen:

 

 

2 https://www.srf.ch/news/schweiz/neue-zahlen-zur-schweiz-ungewollter-sex-jede-achte-frau-hat-das-schon-erlebt

3 https://de.globometer.com/kriminalitaet-vergewaltigung-welt.php

4 Antworten auf „Weinstein Prozess – Ende der Sprachlosigkeit“

  1. Danke für deinen Beitrag, dieses Thema bringt mich jedes mal wieder zum nachdenken. Ich vermute, dass eine allgemein offenere Kommunikation über Sex es auch für Gewaltbetroffene einfacher machen würde darüber zu sprechen. Die Betroffenen leiden oft unter der Angst von Kommentaren, welche ihnen die Schuld zuweisen. Was absolut nicht sein darf (!), denn sonst wären wir ja für alles was uns passiert, selbst verantwortlich, auch bei einem Verkehrsumfall. «Du weisst ja, dass es auf der Strasse mehrere hundert Tote gibt, wiso machst du das denn?» – macht doch keinen Sinn.

  2. Ein wirklich ernstes Thema, dass mich traurig macht. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie tragisch und traumatisierend ein solches Erlebnis für die betroffenden Frauen gewesen sein muss. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwer es ist, über eine solche Erfahrung zu sprechen. Besonders dann, wenn man nicht ernst genommen wird. Echt unglaublich, dass bei Weinstein schlussendlich nur zwei Vergewaltigungen von übr 80 Übergriffen zu diesem Urteil führten (und erst nach 30 Jahren!). Egal wie “schlimm” der Übergriff für einen Aussenstehenden scheinen mag, auch ungewollt berührt oder geküsst zu werden ist auf keinen Fall okay. Ich bin mir sicher, dass solche Erlebnisse viel in den betroffenen Frauen auslösen und man sich dadurch beispielsweise schwach fühlt.

  3. Danke für deinen interessanten und informativen Beitrag. Mich macht es traurig, das Opfer von sexueller Belästigung so viel Angst haben darüber zu sprechen, dass die Täter oft ungestraft davon kommen. Fast nicht zu glauben, dass Weinstein für nur 2 Übergriffe angeklagt ist. Meiner Meinung nach sollten sexuelle Verbrechen nicht verjähren, da sich wohl jeder vorstellen kann, wie schwer es ist über eine solches Erlebnis zu reden. Passend zu diesem Thema kann ich jedem die Serie «Unbelievable» auf Netflix empfehlen. Diese thematisiert eine Geschichte von einem Mädchen, dem keiner glauben will, was ihr passiert ist.

  4. Ein Thema das mich immer wieder aufwühlt. Es macht mich wütend wie hoch die Zahlen sind, wie ich immer zu Geschichten von sexuelle Übergriffen höre und die Täter selten eine Folge davon tragen. Ich bin froh das Weinstein endlich verurteilt wurde, durch die Bekanntheit von ihm bekam der Fahl viel Aufmerksamkeit, ich hoffe das dadurch in Zukunft auch weniger Bekannte Fälle gut aufgearbeitet, ernst genommen werden und ein rechtmässig Urteil gefällt wird.

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