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Die Entstehung des zweiten Deutschen Reiches
Der Deutsche Bund
Das Deutsche Reich hatte zwar schon seit Urzeiten einen Kaiser, bestand aber mehr als lockerer Staatenbund in dem die unterschiedlichen Landesherrn das Sagen hatten. Es hatte tausend Jahre bestanden unter dem Namen »Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation«. Napoleon bereitete ihm 1806 den Todesstoss.
Die deutschsprachigen Gebiete waren Anfang des 19. Jahrhunderts aufgeteilt in viele Kleinstaaten und die beiden grossen Königreiche Preussen und Österreich (B1). Diese (ohne der Deutschschweiz) schlossen sich 1815 im Deutschen Bund zusammen. Viele Deutsche erhofften sich dadurch mehr Mitbestimmungsrechte und einen ersten Schritt zum Nationalstaat, doch wurden ihre Erwartungen enttäuscht. Viele zogen sich deshalb ins Privatleben zurück - das Zeitalter des »Biedermeier«.

Als es im Februar 1848 in Paris zu Aufständen kam und Bürger wie Arbeiter mehr Einfluss und die Errichtung der Republik forderten, kam es auch im Deutschen Bund zu revolutionären Auseinandersetzungen. Die Bürger forderten unter anderem die Formulierung einer Verfassung, Pressefreiheit, allgemeines (Männer-) Wahlrecht und die Errichtung eines Nationalstaates Deutschland. Nach anfänglichen Erfolgen, konnte sich jedoch die Monarchie durchsetzen, der Adel behielt grossen Anteil an der Macht.
1862 wurde Otto von Bismarck Ministerpräsident von Preussen. Er verfolgte eine konservative Politik und wollte die Monarchie bewahren, zugleich aber Preussens Einfluss in den Deutschen Gebieten stärken. Da innerhalb des Deutschen Bundes nur Platz für eine Grossmacht blieb, provozierte der preussische Bismarck Österreich so lange bis es 1866 zum Krieg kam, den die Preussen gewannen. Somit konnte Preussen die dominante Macht in Deutschland werden.

Da die deutschen Gebiete innerhalb Österreichs nach dem Krieg an Einfluss verloren hatten, erhielt Ungarn innerhalb Österreich die Unabhängigkeit und das Kaisertum Österreich wurde zur kaiserlichen und königlichen Monarchie Österreich-Ungarn (k.u.k.) umgebildet. Kaiser Franz Joseph war dabei zugleich Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Doch Österreich-Ungarn war ein zerrissener Staat, der vor allem noch als Staatenbund mit gemeinsamer Aussenpolitik und Armee funktionierte.

Der Deutsch-Französische Krieg
Aus einem aus heutiger Sicht vernachlässigbaren Grund fühlte sich der französische König Napoleon III. derart vom preussischen König Wilhelm I. provoziert, dass er Preussen im Juli 1870 den Krieg erklärte. Er war damit in eine Falle Bismarcks getappt, der den Krieg gewollt hatte.

Preussen ging aus dem Krieg als Sieger hervor. Da die nord- und süddeutschen Staaten zusammen Krieg geführt hatten, kam es zu einer Annäherung zwischen ihnen, was in der Reichsgründung 1871 resultierte. Am 18. Januar 1871 wurde das Deutsche Kaiserreich ausgerufen, der erste deutsche Nationalstaat. Damit war in Europa ein neuer mächtiger Grossstaat entstanden, der bald Forderungen nach mehr Einfluss in der Welt stellte, eine der Ursachen des Ersten Weltkriegs.

Frankreich musste als Verlierer des Krieges Elsass-Lothringen (schwarz in Karte B1) an Deutschland abgeben, was bei vielen Franzosen Revanchegelüste auslöste. In Frankreich wurde zudem 1871 die dritte Republik gegründet, was bedeutete, dass Napoleon III. abgesetzt wurde und Frankreich fortan keinen König mehr hatte. Das liberale Bürgertum hatte sich definitiv durchgesetzt.