Zahlungen der Briten
Brexit Befürworter betonen gerne, dass die EU mit dem Austritt des VK viel Geld verliert - z.B. die auf
Seite 2 erwähnten angeblichen 350 Millionen wöchentlich. Wie an jener Stelle ausgeführt wurde, spart die EU nun aber auch Kosten ein wie z.B. Subventionen. Zudem zeichnet sich ab, dass nicht wenige Firmen zumindest Tochterfirmen in der EU gründen, wenn sie nicht ganz auf den Kontinent wechseln. Vor allem bei der Finanzindustrie ist es im Moment noch unklar, ob und wie sehr die EU z.B. durch einen Umzug von Firmen wird profitieren können. Für diese wird der Zugang zur EU erschwert, bislang haben aber nur wenige Firmen London in Richtung EU verlassen.
Die EU hat aber mit dem Wegfall der Briten auf jeden Fall weniger Geld zur Verfügung. Doch wieviel ist das eigentlich?
Zieht man sämtliche Vergünstigungen und Subventionen ab, zahlte das VK realistischerweise netto gut 100 Millionen Pfund pro Woche an die EU (nicht 350 Millionen). In einem Jahr also rund 5.5 Milliarden Pfund. Teilt man diesen Betrag durch die nun noch 450 Millionen Einwohner der EU, muss also jeder EU-Bürger und jede EU-Bürgerin (inkl. Kinder, Rentnern etc.) 12 Pfund mehr zahlen als zuvor. Respektive muss die EU diesen Betrag einsparen. Vergleicht man diesen Betrag mit den zusätzlichen Kosten, die den Briten mit dem Brexit entstehen (vgl.
Seite 2), relativiert sich das Problem doch deutlich.
Wirtschaftlicher Verlust
Der wirtschaftliche Verlust für EU-Unternehmen ist nur schwer zu beziffern. Durch das nun ausgehandelte Freihandelsabkommen können diese Unternehmen weiterhin zollfrei ins VK exportieren. Es wird aber auch für sie mehr Bürokratie anfallen. Es ist deshalb nicht anzunehmen, dass z.B. europäische Autofirmen wegen der neuen Handelsbeschränkungen deutlich weniger Autos im VK verkaufen werden. Es könnte sogar sein, dass wegen der durch den Brexit komplizierteren Just-in-time Fertigung Firmen die Herstellung neuer Modelle vom VK in die EU verlagern könnten. Auch in Bezug auf die Finanzindustrie ist zurzeit völlig unklar, wie sich die Situation entwickeln wird. Vielleicht gelingt es dem VK durch eine aggressive Steuerpolitik Unternehmen anzulocken, vielleicht verschieben viele Firmen ihren Sitz in die EU. Ob der Brexit sich für die EU wirtschaftlich lohnen wird oder nicht ist unklar, es ist jedoch davon auszugehen, dass die Schäden auch für die EU deutlich grösser sind.